alma-Gründerinnen im Porträt
Clara Radunsky
Change Leader Clara Radunsky hat mehrjährige Beratungserfahrung in verschiedenen Branchen zu Organisationswandel, Leadership und Verhaltensänderungen, zuvor war sie viele Jahre im Kultur- und Künstlermanagement tätig.
alma: Liebe Clara, warum bist du im Kultursektor aktiv, was treibt dich an, was begeistert dich?
Ich bin mit klassischer Musik und Kunst aufgewachsen, habe selbst jahrelang musiziert (Geige, Klavier) und gesungen (lyrischer Sopran), schon in der Schulzeit stand ich regelmäßig am Stehplatz der Wiener Staatsoper. Bei der Berufswahl hat mich vor allem Idealismus angetrieben und der fundierte Glaube, dass nur Kunst und Musik als universelle Sprache funktionieren und eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen, Ansichten und Menschen schaffen können. Und auch heute, einige Jahre später, ist es immer noch ein großes Anliegen von mir, diese Relevanz in unserer Gesellschaft zu bewahren. Gerade in Zeiten der großen Veränderungen, Unsicherheiten und Konflikte ist die Bedeutung von Kultur größer denn je, solange die Institutionen den Kontakt zu aktuellen Themen, zu den Menschen von heute und ihren Bedürfnissen nahe halten.
Mit welchen Problemen hat der Kultursektor aus deiner Sicht aktuell besonders zu kämpfen? Wo besteht Entwicklungsbedarf?
Der Kultursektor im deutschsprachigen Raum hat in den letzten Jahren eine dicke Staubschicht entwickelt und ich empfinde mittlerweile viele Institutionen als „Museum im Museum“. Aktuelle Entwicklungen sowohl in Richtung der Konsument:innen wie auch innerhalb der Organisationen gehen sehr langsam voran bzw. prallen einfach ab. Dadurch wird der Graben zum Publikum der Zukunft deutlich größer, Säle werden schwieriger zu füllen, auch die idealistischsten der Idealisten wollen die Arbeitsumstände nicht mehr mittragen.
„Es braucht eine größere Barrierefreiheit, um wieder einen Dialog zwischen Kunst, Musik und Publikum zu ermöglichen.“
Kurz: die Relevanz in der Gesellschaft nimmt deutlich ab. In meinen Augen braucht es zwei radikale Kursänderungen: in Richtung des Publikums ein Interesse, wer sind die Besucher:innen und welche Bedürfnisse haben sie? Generell braucht es eine größere Barrierefreiheit, um wieder einen Dialog zwischen Kunst, Musik und Publikum zu ermöglichen. Der zweite große Entwicklungsbedarf liegt intern – es ist schon lange überfällig, dass die hierarchischen Strukturen von kollaborativen Arbeitsmodellen auf Augenhöhe abgelöst werden, bei denen Kreativität und inhaltlicher Fokus im Mittelpunkt stehen. Dafür braucht es eine frische Sicht auf das Leadership, einen Mindset Change bei den Führungskräften und ein Investment in die Organisationskultur.
Deine Utopie: Die Kulturbranche in 10 Jahren …
In 10 Jahren ist die Kulturbranche ein zentraler Ort der Reflexion, des Diskurs und des Zusammenkommens in unserer Gesellschaft, die nicht mehr Entwicklungen hinterherhinkt, sondern visionär und mutig voranschreitet.
Was hat dich angetrieben/motiviert, um dich für alma zu engagieren?
Mein Herz schlägt nach wie vor höher für die Kulturbranche und so sehr sie mich frustriert hat, so möchte ich meine Energie nicht ins Jammern, sondern in die Entwicklung und Veränderung stecken. Wir zusammen im Netzwerk können das schaffen!
„Wir wollen aktiv dazu beitragen, Kulturinstitutionen zukunftstauglich zu machen.“
Wir teilen nicht nur viele ähnliche Erfahrungen, sondern den unbändigen Willen, nicht untätig und passiv zu sein, sondern aktiv dazu beizutragen, die Kulturinstitutionen zukunftstauglich zu machen. Was ich besonders schätze, dass jede von uns sich viel Inspiration und Input aus anderen Bereichen holt, diese Diversität halte ich für besonders erfolgsversprechend.
Wofür steht alma aus deiner Sicht?
alma steht für das Teilen und Weitergeben von Fähigkeiten zur Befähigung von Kolleg:innen, für die gemeinsame Gestaltung eines offenen, zukunftsgewandten Kulturraums, für einen offenen Diskurs über zukunftsrelevante Themen.
Welche alma-Themen sind dir besonders wichtig – und warum?
Meine Themen bei alma: New Cultural Leadership, Digitale Transformation und New Work.
Die Digitalisierung birgt viele Chancen – Prozesse können transparenter und effizienter, die Barrierefreiheit kann reduziert, die Verbindung zwischen Institution und Publikum kann gestärkt werden. Dies erfordert einen strategischen Gesamtblick sowie Planung. Auch unsere Bedürfnisse haben sich radikal verändert – wie wir konsumieren, uns informieren, arbeiten und leben. Neue Formen des Leaderships und der Arbeitsweisen sind notwendig, um diesen heutigen Erfordernissen gerecht werden zu können. Für mich auch ganz klar Schlüsselthemen für zukunftsgerichtete, gesellschaftsrelevante Kulturinstitutionen.
- Regelmäßige Aus- und Weiterbildungen, z.B. Co-Active Coaching, Provokatives Coaching
- Achtsamkeits-Podcast „Verstehen, fühlen, glücklich sein“ mit dem promovierten Kognitions- und Neurowissenschaftler Dr. Boris Bornemann
- Regelmäßige Auszeiten, z.B. auf dem Segelboot oder hinter der Bar
Vielen Dank für das Gespräch, liebe Clara!
Unsere Initiatorinnen im Porträt
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