alma-Gründerinnen im Porträt
Bettina Binder
Bettina Binder, Geschäftsführerin der Akademie des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, ist Kulturmanagerin mit Leidenschaft für Change-Management, Leadership und Teamspirit.
alma: Liebe Bettina, warum bist du im Kultursektor aktiv, was treibt dich an, was begeistert dich?
Die interessanten Persönlichkeiten, die Menschen. Und die Leidenschaft, mit der sie ihren Beruf ausüben, das hat mich immer schon begeistert. Die Leidenschaft ist absolut essenziell, ob als Künstler um eine Interpretation an das Publikum zu transportieren, oder im Management, wo die Leidenschaft für die Sache dazu beiträgt, dass ein Konzerterlebnis zu etwas Besonderem wird.
Mit welchen Problemen hat der Kultursektor aus deiner Sicht aktuell besonders zu kämpfen? Wo besteht Entwicklungsbedarf?
Meiner Meinung nach wird die größte Herausforderung sein, gutes Nachwuchspersonal zu finden. Ich spreche dabei nicht von Musikerinnen und Musikern – sondern von jungen Menschen, die bereit sind, im Kulturmanagementbereich zu arbeiten und sich dort beruflich weiterzuentwickeln.
„Der Kultursektor hat es leider verpasst, sich mit der Arbeitswelt der Zukunft auseinanderzusetzen.“
Der Kultursektor hat es leider verpasst, sich mit der Arbeitswelt der Zukunft auseinanderzusetzen. New Work, Leadership und Nachwuchsförderung sind oft noch Fremdworte. Unterbezahlung, Überstunden und fehlende Perspektiven führen dazu, dass viele junge Menschen in andere Bereiche „abwandern“. Der Blick über den Tellerrand, der Austausch mit anderen Bereichen und der Blick in die Zukunft fehlt mir – das Verweilen im Hamsterrad ist problematisch.
Deine Utopie: Die Kulturbranche in 10 Jahren …
…ist geprägt von einer offenen und wertschätzenden Arbeitskultur sowie gegenseitigem Vertrauen. Innovation, Weiterentwicklung und der Blick über den Tellerrand werden großgeschrieben. Menschlichkeit und ein respektvolles Miteinander sind selbstverständlich. Eine gemeinsame Ziel- und Sinndefinierung in Organisationen motiviert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich für ihr Unternehmen einzusetzen und zu identifizieren. Regelmäßige Feedback- und Reflexionsrunden werden etabliert und helfen dabei, eine gesunde Team- und Arbeitskultur zu erhalten.
Was hat dich angetrieben/motiviert, um dich für alma zu engagieren?
Die Notwendigkeit etwas zu bewegen, treibt mich schon länger um. In meinem beruflichen Umfeld erlebte ich immer wieder, dass vorhandenes Potential nicht ausgeschöpft werden konnte. Durch ein berufsbegleitendes Studium in Stockholm mit internationalen Führungskräften aus verschiedenen Branchen wurde mir bewusst, wie es anders funktionieren kann und was der Branche fehlt. alma ist ein Zusammenschluss toller Persönlichkeiten aus dem Kultursektor, oder Persönlichkeiten, die dem Kultursektor aus verschiedenen Gründen den Rücken gekehrt haben und gerne etwas verändern wollen. Dies ist eine großartige Motivation, denn wann hat man schon einmal die Möglichkeit, gemeinsam etwas Neues aufzubauen und im besten Fall Wandel in die Wege zu leiten.
„Führung bedeutet auch Selbstführung, das Anstoßen von Veränderung – es soll Mut machen, Dinge zu bewegen.“
Wofür steht alma aus deiner Sicht?
Alma steht meines Erachtens für Inspiration, Austausch, Empowerment, Unterstützung, Life-long Learning – für eine Community, die sich für eine Arbeitswelt der Zukunft einsetzt, bei der ein menschliches Miteinander im Mittelpunkt steht. Dabei ist das Thema „Leadership“ sehr wichtig – aber das bedeutet nicht, dass das Netzwerk ausschließlich Führungspersönlichkeiten zulässt. Führung bedeutet auch Selbstführung, das Anstoßen von Veränderung – es soll Mut machen, Dinge zu bewegen.
Welche alma-Themen sind dir besonders wichtig – und warum?
Meine Themen bei alma: Female Leadership, New Cultural Leadership, Digitale Transformation und New Work.
Female Leadership, New Cultural Leadership und New Work sind meiner Meinung nach von großer Relevanz, um nachhaltigere und effizientere Strukturen in Kulturbetreiben zu schaffen. Denn erst wenn „New Cultural Leadership“ – gerne auch mit wesentlich mehr weiblichem Anteil – kombiniert mit einer respektvollen und motivierenden Unternehmenskultur etabliert ist, lassen sich viele andere Themen umso leichter umsetzen. Führung muss dabei nicht immer der/die leitende Direktor/in oder Manager sein. Der Mut, Missstände zur Sprache zu bringen, kann von jeder Ebene aus zu Veränderung führen. Darüber hinaus ist für mich Digitale Transformation von großer Relevanz, denn nach wie vor findet sie leider zu wenig Beachtung in Kulturbetrieben.
Und zu guter Letzt: Was sind deine drei “Must-Follows”, also Tipps für inspirierende Informationsquellen?
Simon Sinek: seine Bücher, seine Philosophie – die Frage nach dem Warum ist einfach immer ein Gamechanger.
Das Buch „Lean In“ von Sheryl Sandberg: ein Must-Read für Frauen.
Der Podcast „Fast and Curious“ der Gründerinnen und Investorinnen Verena Pausder und Lea Sophie Cramer – tolle und spannende Themen die aktuell bewegen – darüber hinaus viele Hacks und Tipps um effizienter seinen Arbeitsalltag zu meistern und inspiriert in eine neue Woche zu starten.
Vielen Dank für das Gespräch, liebe Bettina!
Unsere Initiatorinnen im Porträt
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